Freitag, 2. Mai 2008

tausendmal begehr ich dich

"jesu jesu komm zu mir
oh wie sehn ich mich nach dir
meiner seele bester freund
wann werd ich mit dir vereint

tausendmal begehr ich dein
leben ohne dich ist pein
tausendmal seufz ich zu dir
oh herr jesu komm zu mir"
[so ähnlich klingts]

Bei meiner Erstkommunion, da haben wir dieses Lied gesungen. Ich weiß es noch, wie meine Mutter die kopierten Liedzettel auf den Bänken verteilt hat, im Seitenschiff in der dunklen Kirche, an diesem Freitagabend im Advent. Und sie hat gesagt, dass sie es schade findet, dass das nicht mehr im Gotteslob steht. Ich habs auswendig gelernt, in den Tagen oder Wochen zuvor, während wir uns vorbereitet haben. Während ich gewartet hab, darauf, dass Jesus zu mir kommt.
Ich weiß auch noch, wie wir zur Kirche gegangen sind. Zu Fuß, an der hohen efeubewachsenen Mauer entlang. Ich glaube, es war Herbst, denn so kalt wie im Winter war es nicht. Und ich hab dieses Lied im Ohr gehabt und drüber nachgedacht, wie es wohl ist, dann. Vielleicht hab ich mich gefragt, ob es ein bisschen so wie küssen ist. Ich weiß es nicht mehr, was ich gedacht hab, damals, in der ersten oder zweiten Klasse. Wahrscheinlich hab ich nicht an küssen gedacht, aber dass ich mich gesehnt hab, und aufgeregt war, ja, das weiß ich noch. oh herr jesu komm zu mir.
Wichtig war das für mich, ganz bestimmt. Und sehr ernst hab ich danach auch die Regeln genommen, dass ich nicht darf, wenn meine Eltern nicht dabei sind. So dass ich einmal, bei einem Fest, ein bisschen traurig am Platz geblieben bin. Aber ich hab alles richtig gemacht und hatte ein gutes Gewissen. Heute würd ich das vielleicht anders sehen und für diese Sehnsucht auch Regeln brechen wie mein kleiner Bruder damals. Vielleicht, ich weiß es nicht.

Wie es dann war, damals, an dem ersten Abend, das weiß ich auch nicht mehr. Dass ich vorne stand, zu zweit waren wir, und alle haben gewartet, solange. Und ich hab Zeit gehabt, glaube ich, es war nicht hektisch und ich konnte nachdenken, ganz bestimmt. Was ich gedacht hab, gesagt hab, das weiß ich nicht mehr. Das war auch nicht für später bestimmt, sondern für jetzt, für den Moment, für Jesus. Jesus, der plötzlich in mir war, so hab ich das vorher tausendmal gehört. Ich war aufgeregt, ganz bestimmt. Wie macht man das, wenn Jesus in dir drin ist. Wenn man das noch nie gemacht hat. Wie redet man denn dann? Muss man ihm was sagen? Ich weiß es nicht mehr, wie ich das gemacht hab, damals. Aber das Lied hab ich gehört, sie haben das gesungen, ob vorher oder nachher, das weiß ich nicht mehr. meiner seele bester freund, wann werd ich mit dir vereint. Und ich werde es nie ganz vergessen. In vielen Jahren vielleicht, wenn ich alt bin und mein Gedächtnis nachlässt, dann erinnere ich mich wieder. Dann kann ich vielleicht wieder mitsingen, wenn das Lied dann noch jemand kennt und singt. Es wär schön, glaub ich. oh herr jesu komm zu mir.

Danach hab ich ein Geschenk gekriegt, es war sehr überraschend, von wem weiß ich auch noch. Rot oder blau eingepackt, viereckig, wie ein dünnes Buch, keine Ahnung, ob es das war. Sie hatte mich vorbereitet, auf die Erstkommunion. Immer wieder war ich, waren wir beide bei ihr, haben erklärt gekriegt, gelernt, was man wissen muss. Dass Jesus kommt. Und dass es wichtig ist.
Danach haben wir mit ihrer Tochter gespielt, Vater-Mutter-Kind. Ich war immer das Kind. Und ein schlechtes Gewissen hatte ich auch, wenn wir ein bisschen anders gespielt haben, als man sollte. Ob ich das in der Beichte gesagt hab, vorher, das weiß ich nicht mehr. Ich kann mich nicht erinnern, wahrscheinlich nicht. Jesus ist trotzdem zu mir gekommen.
Aber wo ich gebeichtet hab, zum ersten Mal, das weiß ich noch. Und bei wem. Ich hab mich schrecklich geschämt, und wollte den Priester danach nicht mehr sehen, weil es so peinlich war, dass er das jetzt alles wusste. Dass ich heimlich Ovomaltine aus dem Schrank geklaut hab, und mit dem Löffel gegessen. Aber es war dann vorbei, ich sollte es noch meiner Mutter sagen, aber es war vorbei. Unheimlich erleichtert war ich schon. Und sie sind mit einem Teelicht gekommen, meine ganze Familie, aus der Kapelle, mit einem brennenden Teelicht. Und sie haben sich mit mir gefreut. Dass ich jetzt wieder ganz frisch bin, wie neu geboren, dass ich ganz neu anfangen kann und kein schlechtes Gewissen mehr haben muss wegen irgendetwas, was früher war. Ganz neu anfangen. Und dass Jesus dann zu mir kommen wird, bald noch, dieses Jahr noch, glaube ich. Es war sehr sehr wichtig. Was ganz besonderes, als ob man noch viel mehr als Geburtstag hat, nur ein einziges Mal im Leben.

tausendmal begehr ich dein, ja tausendmal, tausendmal seither wiederholt, ich müsste rechnen und zählen, ja, tausend könnte sogar hinkommen, ungefähr. Und es ist immer noch nicht genug, rein gar nicht. Mehr will ich haben, noch viel öfter, und wieder ernsthafter, und reiner, und strahlender will ich sein und will ich werden. Ich will es erleben, wie es ist, von der Eucharistie zu leben. Von Jesus zu leben. Ich will das spüren, wieder wie ein kleines Kind sein und wie zum allerersten Mal sagen, jesu jesu komm zu mir. oh wie sehn ich mich nach dir. tausendmal seufz ich zu dir: oh herr jesu komm zu mir. Nächstesmal sag ich ihm das wieder.

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