Samstag, 7. Juli 2007

ganz normal und unmodern katholisch, bitte

Also. Manchmal wird mir deutlich bewusst, was ich für ein Geschenk an meiner ganz normalen katholischen Kirchengemeinde hab. Weil die so normal gar nicht ist. Ne kleine Gemeinde in nem Dorf im katholischen Oberschwaben, bei mir sogar noch so, dass jeder jeden kennt und ich mit den ganzen alten Frauen teils verwandt bin, teils schenken sie mir immer nach der Kirche Socken - aber das wollt ich nicht sagen.

Es ging mir um die Art des Gottesdienstes. "Ganz normal", würd ich die beschreiben, es wird wohl auch vor 50 oder 100 Jahren hier gleich gewesen sein, denk ich mir mal so. Als Kind hab ich erfahren, dass die katholische Kirche weltweit verbreitet ist, und dass überall, wirklich überall der gleiche Gottesdienst gefeiert wird. Nur eben in ner anderen Sprache, natürlich (für mich war das damals wirklich natürlich, ich wusste noch nix von Konzil, Reform, Latein und so).
Als unsre Familie mal in Frankreich war, hat mich der Gottesdienst ziemlich beeindruckt. Ich hab kein Wort verstanden, und ich hab doch alles verstanden. Bin überall mitgekommen und hab mich über jedes Wort gefreut, das ich verstanden hab. Halleluja zum Beispiel. Das war für mich die Bestätigung, dass das wirklich stimmt, was man mir erzählt hat, und ich war beeindruckt. (Wenn ich mich recht erinnre, haben die auch irgendwann das Salve Regina gesungen. Super schön und sehr beeindruckend...dank meiner Mutter, die das uns Kindern schon beigebracht hat...auch wenn ich kein Wort verstanden hab natürlich.)

Nur heute, heute ist es manchmal ganz anders. Heute geh ich nur in die nächste Stadt, und in der Kirche bin ich nicht mehr zuhause. Ich werd einfach nur traurig, wenn ich gaanz arg tolle neue Formulierungen hör und Reihenfolgen erleb, und muss an mein Staunen als Kind denken. Warum sieht das denn niemand so?, hab ich mich gefragt. "Warum machen die das denn falsch so anders?" Und heute weiß ich vielleicht eine Antwort drauf. Weil die anderen nicht diese Kirchengemeinde hatten wie ich. Nicht diesen Pfarrer, nicht diese Familie, weil sie nie gestaunt haben über die wirklich überall auf der ganzen Erde immer gleiche Liturgie. Sondern sie hatten immer schon den Kindergartengottesdienst mit Mandalas malen und Bilderbuchspiel statt Lesung und Predigt. Wie schade.

Und auch schade ist es, wie ich dann jedesmal nur noch traurig werd, mal mehr, mal weniger. Mal boykottier ich dann alles "falsche" innerlich und bin im Herzen nur noch am drüber schimpfen, mal hör ich gar nicht zu und mal lass ich mich drauf ein. Aber alles das ist einfach nur doof. Warum warum ist es denn soo schwierig, sich an das zu halten, die richtigen Worte zu sagen und sie nicht ins heutige Deutsch zu übertragen, sie nicht zu erklären und keine Zusätze einzufügen. Bitte. Bitte.

Ansonsten versteh ich es bald, warum so viele in unsrer Kirche nicht mehr das finden, was sie immer schon gegeben hat. Den Heiligen. Und warum man Action und Aktionen braucht, um die Leute herzubringen.
Komisch nur, dass das niemand außer mir so sieht. Komisch, dass anscheinend jeder so zufrieden ist mit dem, was mir nicht reicht.



edit:
B16 natürlich, der sieht das auch so, wie zu erwarten war. Auch wenns in nem andern Zusammenhang gesagt wird, aber trotzdem.

[...] das neue Missale vielerorts nicht seiner Ordnung getreu gefeiert, sondern geradezu als eine Ermächtigung oder gar als Verpflichtung zur „Kreativität“ aufgefaßt wurde, die oft zu kaum erträglichen Entstellungen der Liturgie führte. Ich spreche aus Erfahrung, da ich diese Phase in all ihren Erwartungen und Verwirrungen miterlebt habe. Und ich habe gesehen, wie tief Menschen, die ganz im Glauben der Kirche verwurzelt waren, durch die eigenmächtigen Entstellungen der Liturgie verletzt wurden.


Und immer noch.

Trackback URL:
https://elein.twoday.net/stories/4047026/modTrackback

Archiv

Juli 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 2 
 4 
 5 
 8 
11
14
15
16
19
21
23
24
25
26
 
 
 
 
 
 

neueste Kommentare

Suche

 

RSS


Creative Commons License

xml version of this page

AMICUSSE ET AMATOREN VOLO
CORAM PUBLICO
DELIBERO MEDITARI ORATIONES
DENKARIUM
DIFFICILE EST SATIRAM NON SCRIBERE
DUCTUS TEMPORE QUAERO
EGO
EX VITA
FERO RELATUM
FORTIS EST VERITAS
GAUDEAMUS IGITUR
HORRIBILE DICTU
IN PECTORE
INTERRETICULO
INVENTUM NEVE
NOMEN EST OMEN
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren